Rundum gelungen

Parallel zum benzinbetriebenen Mégane bringt Renault den Mégane E-Tech Electric auf den Markt. Bis auf den Namen teilt sich der Stromer nichts mit dem bisherigen Modell. Wer die Neuauflage fährt, wird sich aber kaum mehr für den Benziner interessieren.

Ein Blick ins Cockpit. Die Preise starten bei 40 000 Franken.

Ein Blick ins Cockpit. Die Preise starten bei 40 000 Franken.

Der E-Tech Electric hat ein Durchschnittsverbrauch von 14,7 kWh/100 km. Bilder: PD

Der E-Tech Electric hat ein Durchschnittsverbrauch von 14,7 kWh/100 km. Bilder: PD

Eine Ladung reichte im Test für 400 km.

Eine Ladung reichte im Test für 400 km.

Wenn es um die E-Mobilität geht, scheiden sich die Geister bei den Automobilherstellern. Zumindest in einem Punkt: Wird der E-Antrieb als Variante in bestehende Modelle integriert, oder baut man E-Autos als eigenständige Modelle auf einer eigens dafür konstruierten Fahrzeugarchitektur? Für die erste Vorgehensweise sprechen Kosteneffizienz und maximale Flexibilität, für die zweite spricht mehr Freiheit bei der Gestaltung des ­neuen Modells.

Für seinen neuen elektrischen Kompaktwagen hat sich Renault gewissermassen für einen Zwischenweg entschieden. Denn der neue Mégane E-Tech Electric trägt zwar einen bekannten Namen, hat ansonsten aber nichts mit dem Mégane, wie er mit Verbrennungs- oder Hybridantrieb im Angebot steht, zu tun. Der neue Stromer soll die bisherige Ausführung – vorerst – auch nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen.

Dass der elektrische Mégane für den Aufbruch in eine neue Ära steht, sieht man ihm sofort an. Charakteristisch sind die grossen, weit in die Ecken gerückten Räder aufgrund des langen Radstands; die Überhänge fallen entsprechend kurz aus. Ein Design, das nur mit einer reinen E-Auto-Plattform, bei welcher der Akku flach im Unterboden zwischen den Achsen verbaut wird, möglich ist. Das sorgt einerseits für einen tiefen Schwerpunkt, was die Fahreigenschaften verbessert, andererseits aber auch für mehr Platz im Innenraum. Das kommt vor allem den Passagieren in der zweiten Reihe zugute, die nicht nur mit ordentlich Kopffreiheit, sondern auch mit genügend Beinfreiheit sitzen. Allgemein wirkt der Innenraum sehr grosszügig – wenn man bedenkt, dass der Franzose mit einer Länge von 4,20 Metern satte 8 Zen­timeter kürzer ist als zum Beispiel ein ­aktueller VW Golf. Auch das Kofferraumvolumen fällt mit 440 bis 1332 Litern erstaunlich grosszügig aus.

Reichweite dank Effizienz

Der Akku im Unterboden speichert 60 kWh, womit er nicht zu den grössten im Segment gehört. In Sachen Reichweite muss sich der elektrische Mégane aber trotzdem nicht verstecken. Das verdankt er seiner hervorragenden Effizienz; die Auslegung der E-Maschine, die günstige Aerodynamik und die schmalen Reifen lassen den Stromer mit geringem Energieverbrauch dahingleiten. In Zahlen heisst das: Trotz hohem Autobahnanteil kam der Renault im Test bei sommerlichen Temperaturen auf einen Durchschnittsverbrauch von 14,7 kWh/100 km, womit mit einer Akkuladung rund 400 km möglich sind (Werksangabe: 450 km). Mit einer Ladeleistung von maximal 130 kW sind nach 25 Minuten wieder 250 km nachgeladen. Damit sind auch Langstrecken ohne Mühe machbar, zumal der Mégane mit gutem Federungskomfort und anständiger Schallisolierung aufwartet. Lediglich die Sitze dürften etwas mehr Polsterung und mehr Verstellbereich für die Oberschenkelauflage bieten.

Handlicher Begleiter

Auch wenn man mit dem elektrischen ­Mégane lange Strecken problemlos hinter sich bringen kann: Seine grosse Stärke ist der Alltag in und um die Stadt. Hier schätzt man ihn schnell, aufgrund seiner leichten Handhabung. Er lässt sich leicht einschätzen und bietet mit einem Wendekreis von nur 10,4 Metern ungeahnte Handlichkeit, sodass auch enge Gassen und Parkhäuser ihren Schrecken verlieren. Wo nötig helfen selbstverständlich Parksensoren und Kameras aus.

Zum digitalen Sorglospaket zählt auch das komplett neue Touchscreen-System. Nach Volvo und Polestar hat nun auch ­Renault zum ersten Mal ein Betriebssystem an Bord, welches auf einem Android-Betriebssystem basiert. Damit spart man sich eine teure Eigenentwicklung und bietet dem Kunden ein System mit bekannt leichter, moderner Bedienung, ausgereifter Sprachsteuerung («Hey Google») und regelmässigen Online-Updates. Positiv erwähnenswert ist vor allem die Navigation über Google Maps: umfangreiche und aktuelle Verkehrsdaten, schnell berechnete, sinnvolle Routen – wo nötig mit Ladestopp – und eine korrekte Prognose über den Batterieladestatus am Ziel. Die Preise mit 60-kWh-Akku und 218-PS-Frontantrieb starten bei 40 000 Franken.

Philipp Aeberli

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