Sanfter Reiseriese

Grosse SUV haben gewiss auch Nachteile. Sie können aber auch eine hervorragende Wahl sein, wenn man sie ihren Talenten entsprechend einsetzt – wie eine Reise mit dem Range Rover P530 zeigt.

Nach mehr als 1000 Kilometern auf der Autobahn bei normalem Tempo gab der Bordcomputer 10 l / 100 km an. Bilder: zvg

Nach mehr als 1000 Kilometern auf der Autobahn bei normalem Tempo gab der Bordcomputer 10 l / 100 km an. Bilder: zvg

Die Basisvariante startet bei 141 200 Franken.

Die Basisvariante startet bei 141 200 Franken.

«The daddy» filtert jegliche Hektik aus dem Leben.

«The daddy» filtert jegliche Hektik aus dem Leben.

Die Kunden verlangen nach immer mehr Platz, Komfort und Technik. Deswegen sind Autos in den letzten Jahren und Jahrzehnten grösser geworden. Erst recht, seit SUV deutlich im Trend liegen und das Strassenbild prägen. Doch auch auf einem Parkplatz mit vielen SUV fällt der Testwagen auf; er überragt die Schar der «gewöhnlichen SUV» regelrecht. Die Rede ist vom neuen Range Rover. «Range Rover» wurde bei der englischen Offroad-Marke über die Jahre zur Modellfamilie stilisiert, Modellvarianten wie Range Rover Sport, Velar oder ­Evoque runden das Angebot nach unten ab. Das Oberhaupt der Familie ist aber nach wie vor der «Range Rover» ohne jeglichen Namenszusatz. In England nennt man ihn auch gerne «the daddy».

Kolossal und doch wendig

5,05 Meter lang, 2,05 Meter breit und mindestens 1,87 Meter hoch: Der Brite ist in jeder Hinsicht gigantisch. Mehr als 2,5 Tonnen bringt er auf die Waage. Das liegt zum einen an den Abmessungen, zum anderen aber auch an der umfangreichen Ausstattung und dem grossen Motor: Im Testwagen arbeitet ein von BMW zugekaufter 4,4-Liter-V8 mit doppelter Turboaufladung. Seine 750 Nm und 530 PS treiben das Schwergewicht souverän und wenn gewünscht auch mit Nachdruck voran (0 bis 100 km/h in 4,6 Sekunden). Doch «the daddy» mag es definitiv eher erhaben und gemütlich. Der V8 schiebt sanft und kaum hörbar an, und auch die Luftfederung ist durch und durch auf Komfort getrimmt, auch wenn die aktive Wankstabilisierung die Seitenneigung in erstaunlich engen Grenzen hält. Die Lenkung ist auf gemütliches Gleiten ausgelegt, gibt sich leichtgängig und lässt kaum etwas von der Strasse spüren. So fährt man fast komplett abgeschottet von der Aussenwelt und eine Etage höher. Öfter ertappe ich mich dabei, einige km/h unter dem Tempolimit fahrend, weil «the daddy» jegliche Hektik aus dem Leben filtert. Sogar beim Parkieren kommt für ein Auto dieser Ausmasse kaum Stress auf, weil die Hinterachse stark mitlenkt und der Wendekreis damit auf weniger als 11 Meter gedrückt wird – VW-Golf-Niveau.

Erstaunlich effizient

Wie es sich für einen Land Rover gehört, ist auch die Neuauflage des Aushängeschildes im Gelände kaum zu bremsen: Die Luftfederung pumpt den Wagen auf fast 30 cm Bodenfreiheit hoch, eine Geländeuntersetzung und zwei Differenzialsperren sorgen für Vortrieb, fast egal auf welchem Untergrund. Sogar durch 90 cm tiefes Wasser watet der Brite schadlos. Nur: Kaum jemand wird das jemals brauchen. In der Realität ist der Range Rover vor allem ein unglaublich bequemer Reisewagen. Im Fond gibt es für die V8-Version ausschliesslich elektrisch verstellbare Massagesitze, die zwar mehr als nur bequem sind, aber leider auch Laderaum kosten: Sie lassen sich nicht komplett eben umlegen und kosten durch die dicken Lehnen Platz im Kofferraum. Mit 818 bis 1841 Litern ist der aber weiterhin riesig – und dank Absenkfunktion der Luftfederung und zweigeteil-ter Heckklappe auch gut und vielseitig nutzbar.

Was aber auf einer längeren Fahrt noch mehr erstaunt als der erhabene Komfort, das grossartige Platzangebot und das einfach zu bedienende Touchscreen-System, ist der Verbrauch: Land Rover gibt für den grossen Land-Kreuzer 12 l/100 km laut WLTP an. Nach mehr als 1000 km auf der Autobahn bei normalem Tempo gibt der Bordcomputer genau 10 l/100 km an. Im städtischen Stop-and-go-Verkehr ist es selbstverständlich mehr. 13 bis 14 Liter verkündet das Display hier. Absolut gesehen ist der Riese sicherlich kein sparsames Auto. Auf der Langstrecke gibt er sich aber, gemessen an Grösse, Gewicht und Karosserieform, erstaunlich effizient – zumal der Benziner ohne jegliche Hybrid-Unterstützung auskommt.

Weniger Askese ist beim Blick auf die Preisliste zu erkennen. Die Basisvariante mit 6-Zylinder-Diesel und 300 PS startet ab 141 200 Franken. Der getestete V8 mit 530 PS kostet mindestens 199 200 Franken. Der Range Rover war nun mal schon immer ein Luxusauto. Immerhin bietet Land Rover auch Plug-in-Hybride an – und 2024 soll eine reine E-Version folgen.

Philipp Aeberli

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