Beim EWL-Areal droht ein Planungsstopp

Die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Stadtrats will den Bericht und Antrag für den zweiten Finanzierungsschritt vom Parlament zurückweisen lassen.

Am 30. März hat die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Grossen Stadtrats in einer Medienmitteilung über ihren Antrag informiert, den Bericht und Antrag «EWL Areal AG: Zweiter Finanzierungsschritt» zurückzuweisen. Der Grosse Stadtrat wird voraussichtlich am 4. Mai über den Antrag befinden. Falls der Grosse Stadtrat dem Antrag der GPK folgt, führt dies aufgrund einer Vereinbarung mit dem Totalunternehmer automatisch zu einem Planungsstopp.

Die GPK begründete ihren Antrag unter anderem mit dem neuen Kostendach-Werkpreis des Projekts. Wie die EWL Areal AG in einer Mitteilung schreibt, wurde sie am 6. März von der Totalunternehmung Halter AG über einen unerwarteten Preisanstieg informiert. Die Kosten für die Realisierung des Projekts würden demnach um rund 31,5 Millionen Franken, also um rund 16 Prozent, ansteigen. «Die massive Kostensteigerung liegt im klaren Widerspruch zu früheren Bestätigungen des Totalunternehmers und ist für die EWL Areal AG inakzeptabel», sagt Geschäftsführerin Anja Kloth.

Die EWL Areal AG wird die Projektkosten in den kommenden Wochen deshalb umfassend prüfen lassen. «Die weiteren Schritte werden sich aus dem Resultat dieser externen Überprüfung ergeben», so Anja Kloth.

Kosten mehrfach bestätigt

Wie die EWL Areal AG in der Mitteilung weiter schreibt, seien die Kosten vom Totalunternehmer, der Halter AG, mehrfach bestätigt worden.

Die Auftraggeberin hat mit der Halter AG noch keinen Totalunternehmervertrag abgeschlossen. Die Halter AG schreibt dazu in einer eigenen Mitteilung: «Die ursprüngliche Absicht gemäss Verfahrensprogramm war es – wie dies üblich ist –, umgehend nach Verfahrensabschluss einen Totalunternehmer-Werkvertrag abzuschliessen. Nach Abschluss des Gesamtleistungswettbewerbs sah sich die EWL Areal AG jedoch dazu nicht in der Lage, weil bereits zu diesem Zeitpunkt sehr viele Änderungen absehbar wurden. In Anbetracht der von allen Teams erbrachten Vorleistungen war dies ernüchternd.»

Die Auftraggeberin schreibt darauf wiederum: «Sobald das Bauprojekt genügend konkret war, hat die EWL Areal AG jedoch mit hoher Intensität auf den Abschluss eines solchen Vertrags hingewirkt.» Vor diesem Hintergrund habe der Totalunternehmer im Sommer 2022 überraschend eine massive Verlängerung der Bauzeit angekündigt. Dank der gemeinsamen Anstrengung aller Projektbeteiligten konnte die Bauverzögerung letztlich auf 16 Monate begrenzt werden. «Der Totalunternehmer beteuerte in diesem Zusammenhang explizit, dass der offerierte Kostendach- Werkpreis, trotz der Bauverzögerung, unverändert bleiben würde», schreibt die EWL Areal AG. Und sie betont: «Die Halter AG bestätigte das offerierte Kostendach im Januar 2023 erneut, als der vorliegende Bericht und Antrag (B+A) des Luzerner Stadtrates finalisiert wurde.» Zwar war vom Totalunternehmer eine «Aktualisierung» des Kostendach-Werkpreises angekündigt. Aufgrund des Umstandes, dass noch im Januar 2023 der offerierte Kostendach-Werkpreis bestätigt wurde, rechnete man bei der EWL Areal AG nicht mit einer derart massiven Preiserhöhung. Die Halter AG schreibt: «Die Evaluation dieser effektiven und genauen Mehrkosten bedingten teilweise fundierte Abklärungen und weitere Planungsschritte, welche grösstenteils seit Anfang 2023 vorliegen. Auf die sich bei diesen, nicht im Leistungsumfang respektive Werkpreis enthaltenen, Positionen erschwerten Umstände und sich abzeichnenden Mehrkosten wurden stets und transparent hingewiesen», sagt Anna Domagala von der Halter AG. Und sie führt weiter aus: «Die im März 2023 vorgestellte Werkpreiskalkulation berücksichtigt nun die Mehrkosten aus nicht im Totalunternehmer-Umfang enthaltenen Positionen respektive Leistungen. Wäre – wie ursprünglich vorgesehen – bereits ein TUI-Werkvertrag abgeschlossen, wären diese unbestrittenermassen als Nachträge der Bestellerin belastet worden.»

Die Vorwürfe irritieren»

«Das Planungsteam war in diesem Projekt nicht fehlerlos – so musste insbesondere die Terminplanung im Sommer 2022 teilweise wegen Fehlinterpretationen angepasst werden.» Wobei das Unternehmen auch betont, dass die Bauzeitverlängerung teilweise auf Bestellungsänderungen zurückzuführen gewesen sei. «Die allerdings jetzt vorgebrachten für die Halter AG überraschenden Vorwürfe entziehen sich jeglicher sachlichen Grundlage und irritieren», sagt Anna Domagala.

Die Halter AG bedaure die Darstellung der Entwicklung durch die EWL Areal AG gegenüber der Öffentlichkeit. Erich Rüegg, Verwaltungsratspräsident der EWL Areal AG, sagt zur Situation: «Die neue Situation zwingt uns zu einer umfassenden Lagebeurteilung.» Der AG sei bewusst, dass insbesondere die zukünftigen Nutzer des EWL-Areals von der neuen Situation betroffen seien. Dazu gehören unter anderem die Feuerwehr Stadt Luzern, die Zivilschutzorganisation Pilatus und Viva Luzern. «Bezüglich des nun eingeleiteten Prozesses stehen wir mit sämtlichen Nutzergruppen im engen Austausch», betont Anja Kloth.

PD/Marcel Habegger

 

Über das Projekt «Rotpol»

Über ds Die EWL Areal AG setzt sich zu je einem Drittel aus den Aktionärinnen Stadt Luzern, Allgemeine Baugenossenschaft (ABL) und EWL zusammen. Gemeinsam realisieren sie ein neues Sicherheits- und Dienstleistungszentrum samt Wohnungen auf dem heutigen EWL-Areal. EWL und die bereits ortsansässigen städtischen Dienstabteilungen erhalten auf dem Areal in Zukunft neue Räumlichkeiten. Ausserdem werden künftig die Feuerwehr Stadt Luzern, die Zivilschutzorganisation Pilatus, die Stadtgrün und Stützpunkte für das Strasseninspektorat auf dem rund 20 000 Quadratmeter grossen Areal angesiedelt. Als weiterer Nutzer ist der Rettungsdienst vom Luzerner Kantonsspital geplant. Weiter sollen auf dem Areal unter Vorgaben der ABL ein gemeinnütziger Wohnungsbau sowie ein von Viva Luzern betriebenes Zentrum für betagte Menschen entstehen.

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