«Das habt ihr zum grossen Teil den Gästen zu verdanken»

Traditionell blickt Luzern Tourismus vor der Generalversammlung mit den Medien auf das Tourismusjahr zurück – letzte Woche mit Martin Nydegger, CEO von Schweiz Tourismus, als Gast. Der CEO machte dabei deutlich, weshalb die Fernmärkte so wichtig sind.

Von links Marcel Perren, Direktor Luzern Tourismus, VR-Präsident Martin Bütikofer und Martin Nydegger, CEO Schweiz Tourismus. Bild: Marcel Habegger

«Die Zahlen haben sich deutlich besser entwickelt als prognostiziert», freute sich Martin Bütikofer, Verwaltungsratspräsident von Luzern Tourismus, kurz vor der Generalversammlung an einer Medienorientierung letzte Woche. Noch sind die Zahlen aber 20,5 Prozent in der Stadt beziehungsweise 10,5 Prozent in der Region tiefer als vor der Pandemie. Die Gäste, beispielsweise aus dem wichtigen Markt USA, kehren aber schneller zurück als erwartet. «Wir wussten auch nicht, wie schnell es die Schweizerinnen und Schweizer wieder ins Ausland ziehen würde», so Bütikofer. «Da wurden wir aber positiv überrascht.» Der Heimmarkt machte 2022 35 Prozent aus, 2019 waren es lediglich 23 Prozent gewesen. Alles gut also – was kümmern uns die Gäste aus den Fernmärkten, die einem in der Hochsaison an den Hotspots die Selfiestangen um die Ohren hauen?, werden sich einige denken.

«Das wäre eine Illusion»

«Luzern und die Region haben sich exzellent von der Coronapandemie erholt», sagte auch Martin Nydegger, Geschäftsführer von Schweiz Tourismus, der sowohl an der Pressekonferenz wie auch an der Generalversammlung, die bei Eichhof stattfand, als Gast dabei war. Der Erfolg sei ganz klar dem Heimmarkt zuzuschreiben. Luzern-Tourismus-Direktor Marcel Perren betonte an der Pressekonferenz, dass der Schweizer Markt auch in Zukunft der wichtigste Markt für Luzern sein wird. Schweizweit sieht es aber anders aus: «Wir dürfen nicht vergessen, dass wir im Tourismus nicht nur vom Heimmarkt überleben können», betonte Nydegger. Das ist ein Narrativ, das im Zuge von Corona entstanden ist: die Frage, ob wir überhaupt auf die ausländischen Gäste angewiesen seien. «Zu glauben, es ginge auch ohne die Gäste aus den Fernmärkten, wäre eine Illusion», so Nydegger. «Einerseits war der hohe Schweizer- Gast-Anteil eine künstliche Nachfrage, weil die Schweizer:innen gar nicht woanders hinreisen konnten. Andererseits wurde der Tourismus in dieser Zeit staatlich unterstützt. Wir wollen aber selbstständig funktionieren», so der CEO von Schweiz Tourismus. «Die Basis ist der Export, der Binnenmarkt ist einfach zu klein», sagte er und legte dies auch gleich mit Zahlen dar. In der Schweiz werden rund für 230 Milliarden Franken exportiert. 45 Prozent vom BIP ist Export. Der Tourismus belegt dabei knapp hinter der Uhrenbranche Platz 5. Der Tourismus hat einen Anteil von rund 18 Milliarden Franken. 18 Prozent von den Logiernächten in der Schweiz sind Gäste aus den Fernmärkten. «Mit den knappen 20 Prozent nehmen wir rund 30 Prozent vom Umsatz ein.»

Nachwuchs ist ein Sorgenkind

Sorgen bereitet Martin Bütikofer weiterhin der Arbeitsmarkt. «Da ist es sehr anspruchsvoll, Leute zu finden, die auch gewillt sind, beispielsweise am Wochenende zu arbeiten. Einige Arbeitgebende mussten während Corona Personal entlassen. Deshalb ist nun auch etwas Vertrauen verloren gegangen», so Bütikofer. Was ihm aber fast am meisten Sorgen bereitet, ist die sinkende Nachfrage bei den Tourismus-Fachschulen. «An den Infoveranstaltungen hat es zwar viele Leute, aber anscheinend sehen die Leute aktuell die Entwicklungsmöglichkeiten zu wenig», so Bütikofer. «Früher hatte der Tourismus den Anreiz, dass man im Anschluss an die Ausbildung die Welt entdecken oder im Ausland eine Weiterbildung machen kann. Diese Möglichkeiten an die Interessierten zu tragen, hat man aus meiner Sicht in den letzten Jahren etwas vernachlässigt.»

Eine vernünftige Koexistenz

Die Lenkung der Gäste, damit nicht alle zur selben Zeit in die Schweiz reisen, ist natürlich auch bei Schweiz Tourismus ein Thema. «Wir versuchen, die Lenkung nicht erst zu machen, wenn die Gäste bei uns sind. Das funktioniert grossmehrheitlich auch, nur wird es dann nicht mehr registriert», erklärt Martin Nydegger von Schweiz Tourismus. «Dass Gäste aus Indien beispielsweise gerade jetzt, in einer eher ruhigeren Zeit, vor Ort sind, nimmt man en passant wahr. Da steckt aber sehr viel Arbeit dahinter. Auch dass die Gäste aus Südostasien erst im Oktober, November kommen, wird kaum wahrgenommen», macht er ein weiteres Beispiel.

In der Hochsaison sei auch immer die Frage, wie gross das Verständnis dafür sei, was man dank dieser Gäste alles habe. «Die phänomenale Infrastruktur, die die Zentralschweiz hat, hat sie den Gästen zu verdanken. Ihr hättet nie diese tollen Skigebiete, die Schifffahrt, nie die tollen Restaurants. All die touristischen Infrastrukturen, die die Einheimischen nutzen können, sind zu einem grossen Teil dem Tourismus zu verdanken.» Dieses Verständnis müsse geweckt werden. «Es ist eine ganz vernünftige Koexistenz zwischen Tourismus und Einwohner:innen», betont der CEO von Schweiz Tourismus. 

Marcel Habegger

Weitere Artikel zu «Region», die sie interessieren könnten

Region26.02.2024

Gelungen

Die Messe Bauen und Wohnen im KKL Luzern ist von der Messe Luzern ins KKL Luzern gezogen. Der Umzug war offenbar erfolgreich: Die Veranstalter waren mit der…
Region26.02.2024

Adieu, «Anzeiger Luzern»

Vom englischen Königshaus, von einem Podium unter Polizeischutz, Weltstars wie Anne-Sophie Mutter oder Joss Stone bis zum «falschen» Barenboim: Nach vielen…
Stadt Luzern: besseres Rechnungsergebnis
Region26.02.2024

Stadt Luzern: besseres Rechnungsergebnis

Für das Jahr 2023 verzeichnet die Stadt Luzern einen Gewinn von 80 Mio. Franken, obwohl ein Verlust von 31,2 Mio. Franken budgetiert war.