«Ich bin halt nicht wie die meisten»

Ihr Computer ist das Hauptinstrument ihrer «Arbeitstage». Die 89-jährige Katharina von Burg produziert auf ihrem PC spirituelle Werke auf professionellem Niveau.

Katharina von Burg in ihrem Arbeitszimmer. Bild: Andréas Härry

Wer das Arbeitszimmer von Katharina von Burg in der Residenz Sonnmatt an prächtiger Lage oberhalb Luzerns betritt, wähnt sich ein einer Mischung aus Werbeagentur, Buchladen und Druckerei. Der Raum ist gefüllt mit Broschüren und Fotobüchern verschiedenster Formate. Dies sind alles zu 100 Prozent Eigenproduktionen von Katharina von Burg, gestaltet auf ihrem Computer, anschliessend ausgedruckt und gebunden – alles von ihr selbst. Beim Durchblättern der inhaltlich mit spirituellen Inhalten gefüllten Broschüren fällt die hohe Professionalität des Satzes, der Grafik und der Fotos auf. Letztere realisiert Katharina ebenfalls selbst, mit dem I-Pad. «Mit 76 Jahren habe ich mir im Media-Markt den Computer gekauft»- erzählt die rüstige Rentnerin. «Bei Pro Senectute gibt es gute PC-Kurse.» Einen solchen hat sie absolviert inklusive Wiederholungskurs nach zwei Jahren. Seither wird «produziert», täglich drei bis vier Stunden. «Ich kann nicht den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen»- sagt die Autorin. Das Oeuvre von ihr umfasst Broschüren mit grundsätzlichen, auch philosophischen Betrachtungen auf das menschliche Leben. Dazu Texte zur Liebe, zu unserem Verhältnis zur Natur. «Bücher zum Leben»- nennt die Autorin ihr Werk. 500 Stück hat sie realisiert. «Ich muss jetzt etwas bremsen, der Platz hier wird knapp», schmunzelt die – ja, eigentlich ist sie das – Verlegerin. Verkaufen tut sie ihre Werke nicht, «ich verschenke sie». Angesprochen werden Menschen aller Altersklassen, wobei sie anfügt: «Meine Texte sind halt nicht jedermanns Sache».

Der Ausbruch

Das Leben von Katharina von Burg lässt sich in zwei Kapitel zusammenfassen. Zuerst ihre Jahre als Ehefrau und dreifache Mutter, die von ihrem Partner wenige Freiheiten zugestanden bekam. Es folgt «der Ausbruch» mit späterer Trennung vom Ehemann und ihren Weg in die Spiritualität und Esoterik. «Als mein Jüngster sechs Jahre alt war, besuchte ich zuerst ein Kurs in Exegese», die Auslegung, respektive Interpretation von Texten vorab religiösen Inhaltes. Es folgten verschiedene Formen von Yoga, die Zen-Meditation und die Eutonie, eine Methodik zur gesteigerten Wahrnehmung des eigenen Körpers. Die Liste der von ihr absolvierten Ausbildungen und Tätigkeiten würde diese Zeitungsseite füllen, darum nur Auszüge.

Katharina von Burg ist Bachblütentherapeutin, Sexualkundereferentin, Engelbotschafterin, besitzt ein Diplom als Katechetin, arbeitete in der Schutzaufsicht, als Rotkreuzfahrerin und Vormunderin. Lange Jahre gab sie meditative, spirituelle Seminare im Büttenenquartier. Spannend auch ihr Engagement für Gefangene im Strafvollzug und ihr Mitwirken in einer Gefangenengewerkschaft. «Um zu erleben, was Gefangene durchleben, wollte ich mich zwei Wochen freiwillig einschliessen lassen». Das wurde ihr in Hindelbank nicht erlaubt. «Die hatten Angst vor mir», lächelt Katharina von Burg.

Nachts am PC

Das enorme Wissen, dass sie in ihrem Leben in den verschiedensten Bereichen angesammelt, reicht Katharina von Burg noch nicht. «Das Internet ist etwas Grossartiges, man findet auf alles Antworten». Wenn ihr mitten in der Nacht eine Frage einfällt, steht sie auf und konsultiert das Web. Das können – altersbedingt – medizinische Fragen sein, aber auch ganz aktuelle, gesellschaftspolitische.

Im Gespräch mit Katharina von Burg beeindruckt, nebst ihrem Wissen, auch die geistige Fitness und die Empathie gegenüber dem Gesprächspartner. «Ich bin halt nicht wie die meisten alten Leute», sagt sie von sich selbst. Beim Gang durch ihre Wohnung fallen die vielen, ausdrucks- und farbenstarken Bilder auf. Auch diese sind ein Teil des Werks von Katharina von Burg. Sie realisiert sie ebenfalls auf ihrem Computer, Arbeiten, die ebenfalls höchste Professionalität ausstrahlen. «Ich bin 89, aber ich lerne jeden Tag noch dazu.»

Katharina von Burg ist eine sehr spannende Persönlichkeit, die beweist, dass die tägliche, intellektuelle Arbeit am PC (auch) ein Garant für langanhaltende Le- bensqualität sein kann.

Andréas Härry

 

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