Keine totale Überdachung

Die Behörden präsentierten letzten Donnerstag in Kriens die Ergebnisse der Testplanung zur Überdachung des Abschnitts zwischen Bypass und Schlund-Tunnel.

Eine der möglichen Teilüberdachungen: Gemäss der Modelle könnten rund 50 Prozent des Abschnitts überdacht werden. Bild: Marcel Habegger

Die Jacken seien nicht repräsentativ für die Stimmung bei der Zusammenarbeit der Behörden bei der Testplanung zur Überdeckung A2 Luzern-Süd, meinte Jürg Röthlisberger, Direktor des Bundesamts für Strasse (Astra), eingangs der Pressekonferenz zu den Ergebnissen der Testplanung. Die Jacken zogen sich die Behördenvertreter:innen lediglich nicht aus, weil es in der Ausstellungshalle äusserst kühl war.

An dieser Pressekonferenz präsentierten die Behörden die Resultate der Testplanung, es war auch der Start der Eröffnung zur Ausstellung der drei Modelle, und die Verantwortlichen unterschrieben noch gleich eine Absichtserklärung 2. In dieser nächsten Phase soll unter anderem das gemeinsame Zielbild geschärft, die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen beziehungsweise vorbereitet, die nötige Anpassung der Nationalstrasse konkretisiert und die Finanzierung geklärt werden.

Richtig viele konkrete Antworten gab es am Freitag denn auch noch nicht: Da es noch keine konkrete Variante gibt, wie die Überdachung aussehen könnte, gibt es natürlich auch noch kein Preisschild und für die Gemeinde Kriens oder den Kanton auch noch keine Angabe, wie tief sie selbst ins Portemonnaie greifen müssten.

Wichtig für all diejenigen, die die Ausstellung besuchen möchten, ist: Aus den drei Modellen, die nun in der Halle E des Bell-Areals in Kriens (siehe Box) begutachtet werden können, wird nicht eines zum Siegermodell gekürt werden. Es würde wohl eine Kombination der drei Varianten werden.

Wer die Ausstellung besucht und sich die drei Modelle anschaut, wird feststellen: Eine ganze Überdachung hat keines der Teams erarbeitet. Es wird wohl eher gegen 50-Prozent-Überdachung gehen. Dies hatte sich bereits beim Besuch «Blick in die Werkstatt» vor zehn Monaten abgezeichnet (wir berichteten). Auch Röthlisberger betonte: «Grosse Überraschungen hat es nun eigentlich in den letzten Monaten nicht mehr gegeben.»

Warm anziehen – damit wären wir wieder bei den Temperaturen – müssen sich dementsprechend wohl vor allem die lokalen Behörden, denn so warm wie die Vertreter:innen von Gemeinde, Kanton, Astra und Luzern Plus die Zusammenarbeit mehrfach beschrieben, so warm wird die Botschaft, dass es keine gesamte Überdachung geben wird, wohl nicht von der gesamten Bevölkerung aufgenommen werden.

«Das wäre ein Riesenhindernis»

An der Pressekonferenz erklärte Stadtpräsidentin Christine Kaufmann: «Am Anfang sind wir natürlich auch etwas erschrocken und haben uns gefragt: Wo ist denn da die Volleinhausung?», sagte Christine Kaufmann. «Dann haben wir aber auch gesehen, wir hätten uns mit einer totalen Einhausung auch grosse Hindernisse geschaffen anstatt die Lösung.» Kaufmann spricht von einer Betonschachtel quer durch das Gebiet, die sehr hoch geworden wäre. Damit man diese hohen Wände überwinden könnte, bräuchte es lange Rampen. Dies würde bedeuten, dass nun vorhandenes Gewerbe weichen müsste. Die Stadtpräsidentin spricht auch die totale Einhausung eines Strassenabschnitts in Airolo an. «Das ist eine Riesenwand wie eine Festung um eine Burg, das wollen die Leute hier sicher nicht», ist sie überzeugt. «Mit diesen Teilstücken gewinnen wir nun», so Kaufmann.

Was ist nun mit dem Rechtsweg?

Die Gemeinde Kriens hat für viel Geld den Rechtsweg einzuschlagen und möchte eine Überdachung notfalls vor Gericht erzwingen. Jürg Röthlisberger betonte nun am Donnerstag: «Ich bin hier zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden werden.» Die Einsprache bereits jetzt zurückzuziehen, ist man in Kriens aber aktuell noch nicht bereit. Zuerst will man die definitive Lösung abwarten.

Bleibt die Frage: Wann würden denn die Überdachungen gebaut? Da gegen das Siegerprojekt Einsprachen mehr als wahrscheinlich sind, ist kaum vorstellbar, dass diese mit dem Bypass-Start ebenfalls gleich gebaut würden. Röthlisberger sagt dazu: «Der Bau des Bypasses dauert zehn Jahre. Da ist es gut möglich, dass die Überdachungen gleichzeitig, wie der Bypass gebaut werden, eine leichte Verzögerung wäre aber auch vertretbar.»

Weitere Forderungen

Das Komitee Bypass Plus, das sich für eine Überdachung und eine attraktive Region einsetzt, scheint sich mit dem Ergebnis abgefunden zu haben: «Eine Kompromisslösung ohne komplette Überdachung war bereits nach dem ‹Blick in die Werkstatt› zu erwarten. Die Teilüberdachung an drei neuralgischen Stellen mit verbindenden Elementen können wir nachvollziehen, und es scheint uns auch eine städtebauliche Verbesserung und eine siedlungsverträgliche Lösung zu sein.» Michèle Albrecht, Präsidentin des Komitees, schreibt aber auch: «Eine zeitliche Staffelung ist nur zu akzeptieren, wenn die Überdachung rechtlich und politisch abgesichert ist.»

Dies sieht auch der VCS Luzern so: «Der VCS Luzern hat sich immer für diese Stadtreparatur ausgesprochen, auch wenn unser Fokus darin besteht, dass diese zehnspurige Autobahn namens Bypass nicht gebaut wird», sagt VCS-Luzern-Präsident und Nationalrat Michael Töngi. Ob die Autobahn ganz eingedeckt wird oder wie vorgeschlagen in drei Teilen, ist für ihn nicht die Hauptfrage, sondern: Wer bezahlt, und weshalb gehört die Überdachung nicht zum eigentlichen Bypass-Projekt? «Es besteht die grosse Gefahr, dass weder die Stadt Kriens noch der Kanton genügend Mittel einsetzen können und wollen, um das Projekt zu verwirklichen. Und wenn es auf Bundesebene nicht im Bypass-Projekt integriert ist, sehe ich hohe Hürden, dass es später als Einzelprojekt finanziert wird. Man plant jetzt drei Jahre weiter mit einem sehr unsicheren Ausgang», so der Nationalrat der Grünen. Töngi fordert: «Die Krienser Behörden müssen dafür sorgen, dass vor einer definitiven Bewilligung des Bypasses verbindliche Zusagen vorliegen.» Die nächsten Monate werden zeigen, ob die Krienser Regierung dies tun wird und die Stimmung zwischen der Stadt Kriens, dem Kanton und dem Bund vielleicht doch noch etwas kühler wird.

Marcel Habegger

Ausstellung zu den Ergebnissen

Die Überlegungen und Projektideen der drei Teams sind vom 12. bis 26. Januar in einer öffentlichen Ausstellung zu besichtigen. Die Ausstellung findet auf dem Bell-Areal (Halle E) statt und kann auf einem rund einstündigen geführten Rundgang besucht werden. Interessierte können sich auf der Website der Stadt Kriens für eine Führung durch die Ausstellung anmelden.

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