Vokalensemble The Quire präsentiert «To the side»

In seinem neusten Programm bringt das ­Ensemble The Quire die Musik von Kom­ponistinnen verschie­dener Epochen und Länder zum Klingen.

The Quire ist am 13. Januar erneut im Neubad zu hören. Bild: zvg

Wie in anderen Branchen ist auch die Musik eine Männerdomäne. Obwohl seit einigen Jahren ein Wandel hin zur Öffnung und Akzeptanz spürbar ist, gibt der Mann bis heute in der Welt der Musik den Ton an.

Der Musiker, der Dirigent, der Komponist: Im täglichen Sprachgebrauch haben sich diese Ausdrücke fest verankert. Zwar ist die Durchmischung von Frauen und Männern in Orchestern sowie Chören heutzutage selbstverständlich. Auch eine Frau hinter dem Dirigierpult ist keine Seltenheit mehr. Doch in den Programm­heften verschiedener Konzerte ist kaum je eine Komponistin in der Werkliste anzutreffen.

Komponistinnen hatten es in den vergangenen Jahrhunderten stets schwer. Für eine Frau ziemte es sich nicht, Musik auf Papier zu bringen, und es passte nicht in das vorgesehene Rollenbild. Wenn eine Frau die Möglichkeit erhielt, zu komponieren, dann im privaten Rahmen der Familie. Die eigene Musik zu veröffentlichen, war unvorstellbar und wenn, dann oft unter dem Namen des eigenen Mannes. Zu Unrecht blieben deswegen zahlreiche fantastische Werke über Jahrhunderte ungehört. The Quire spannt in diesem Programm einen Bogen von komponierenden Frauen vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert.

Die einstimmigen, liturgischen Gesänge von Hildegard von Bingen (1098–1179) leiten fliessend in die intimen, doch farbenvollen Motetten der Schweizer Komponistin Martha von Castelberg (1892–1971) über. In der Mitte des Programms stehen die beiden frühbarocken achtstimmigen Motetten der Italienerin Chiara Margarita Cozzolani (1602–1678). Zum Schluss erklingen zwei Teile der preisgekrönten Komposition «Partita for 8 voices» (Pulitzerpreis 2013) der US-Amerikanerin Caroline Shaw (*1982). Dieses Werk vereint Sprache, Laute und verschiedene Gesangstechniken zu einer fantastischen Klangwelt. Ein einzigartiges Hörerlebnis!

Das Programm entsteht gemeinsam

The Quire ist ein junges Vokalensemble aus Luzern. Es wurde 2020 gegründet und widmet sich der solistisch besetzten Interpretation von Vokalmusik. In den ersten zwei Jahren seines Bestehens präsentierte das Ensemble die Programme «Woe is me» und «Languir me fais» mit Musik aus der Zeit um 1600. In seiner aktuellen Ausrichtung beschäftigt sich The Quire mit epochenübergreifenden Aspekten von Vokalwerken unterschiedlichster Epochen der Musikgeschichte. Die Sänger:innen verbindet eine lange Zusammenarbeit in anderen Chören. Teilweise wird das Oktett von Musiker:innen auf Instrumenten der historischen Aufführungspraxis begleitet. Dies ermöglicht es, die Werke so aufzuführen, wie sie in ihrer Zeit zu hören waren. Die ­Ensemblemitglieder arbeiten ohne feste Leitung und erarbeiten ihre Programme kollektiv. So sind die künstlerische Verantwortung und der Gestaltungswille jedes einzelnen Mitglieds gefordert. Das Ensemble präsentierte seine ersten Programme mit Konzerten in Luzern, Basel, Sachseln, Solothurn, Steinhausen und Zürich.

 

Konzertinformationen

Samstag, 13. Januar, 19.30 Uhr. Ort: Neubad Luzern.
Tickets: www.thequire.ch 

Weitere Artikel zu «Kultur», die sie interessieren könnten

Kultur26.02.2024

Schuberts grenzensprengendes Meisterwerk

Am 3. März sind im «Schweizerhof Luzern» Solisten der Festival Strings Lucerne mit einem kontrastreichen Programm zu hören, welches Franz Schuberts berühmtes…
Kultur26.02.2024

Eine Rock-Oper im Luzerner Theater

Die Neukomposition von Samuel Pender­bayne erzählt Richard Wagners «Siegfried» als Coming-of-Age-Geschichte.
Kultur19.02.2024

Heimweh geht auf «Freud am Läbe»-Tournee

Der erfolgreichste Schweizer Männerchor kommt mit den Liedern vom neuen Album «Freud am Läbe» und Geschichten aus dem Leben der Sänger nach Hochdorf.